Kundigen Beobachtern zufolge ging es bei der Wahl am Sonntag in Frankreich um nichts weniger als die Zukunft Europas. Aber nicht nur Vertreter der Europäischen Union zeigten sich erleichtert bis glücklich ob des Ergebnisses und beglückwünschten das französische Volk in teils weihevollen Worten zu seiner Absage an Marine Le Pen und den rechtsradikalen Front National und deren EU-feindliche Haltung.
Geschichte geschrieben hat der Sieger Emmanuel Macron aber allein schon durch die Tatsache, dass er mit seinen 39 Jahren der jüngste Präsident in der Historie Frankreichs ist. In diesem Alter hat man gemeinhin noch reichlich Kondition für eine ausgiebige Siegesfeier, doch Zeit und Muße hat Macron dafür im Grunde nicht. Ein ARD-Video zu seiner Person und seinen Zielen findet man hier.
Parlamentswahlen folgen bald
Seinem Anspruch, die Spaltung Frankreichs zu überwinden, die Einheit des Landes zu sichern und ein neues Kapitel für Frankreich im Rahmen einer sozusagen runderneuerten Europäischen Union aufzuschlagen, sollte der ehemalige Wirtschaftsminister sofort nachkommen.
Dazu heißt es für den sozialliberalen Macron erst einmal, das Parlament mit seinen verschiedenen Fraktionen mehrheitlich hinter sich zu bringen. Schon nächsten Monat finden die Parlamentswahlen statt. Am 11. Juni (1. Wahlgang) und am 15. Juni (2. Wahlgang) wird die nunmehr 15. Nationalversammlung der Fünften Republik gewählt.
Hoher Druck auf Macron
Im Zuge der Präsidentschaftswahl war mehrfach zu hören, dass Macron zu diesem Zeitpunkt eine ganz besondere Aufgabe zukomme und entsprechend ein hoher Druck auf ihm laste. Sollte er mit seiner Politik versagen oder die Wähler nicht überzeugen können, sei eine Marine Le Pen bei der nächsten Wahl als Präsidentin nicht mehr zu verhindern, so hieß es.
Denn auch wenn Macron mit über 65 Prozent der Stimmen in den Elysée-Palast in Paris einzieht, so entfielen doch immerhin 35 Prozent der Stimmen auf die Front-National-Vorsitzende Le Pen. Dies mahnte auch – neben aller Freude über das pro-europäische Zeichen – der deutsche Außenminister Sigmar Gabriel in einem ARD-Interview an.
Zehn Prozent Weder-noch
Der Wahltag in Frankreich wies eine relativ geringe Wahlbeteiligung von 75,9 Prozent auf. Der Anteil der Wähler, die sich enthielten oder eine nicht gültige Stimme abgaben, lag bei zehn Prozent, also vier Millionen Menschen. Sie hatten einen ungültigen Stimmzettel oder einen leeren Wahlumschlag abgegeben.
Viele von ihnen wollten einen Wahlsieg Le Pens verhindern, konnten sich aber auch nicht mit dem Gedanken anfreunden, mit ihrer Stimme Emmanuel Macron zum Präsidentenamt zu verhelfen. Marine Le Pen, der bis zuletzt noch so ziemlich jedes Mittel recht gewesen war, um den Gegner zu diffamieren, gratulierte ihrem Konkurrenten Macron telefonisch zu seinem Wahlsieg. Sie kündigte am Sonntag an, den Front National künftig neu aufzustellen.
Text und Grafik: Pressebüro Romanowski